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Wie die vielgepriesene Maxime vom Vertrauen uns von uns selbst wegführen kann

Ich bin ein Mensch, welcher recht vertrauensvoll durchs Leben geht: Vertrauen darin, dass die Dinge schon richtig sind wie sie sind. Vertrauen in die gute Absicht anderer. Und ein unerschütterliches Vertrauen darin, dass meine Habseligkeiten stets noch da sein werden, wenn ich vom Baden wieder aus dem See steige.

Ich glaube wenig bis gar nicht daran, dass die Dinge schief gehen könnten oder sich Menschen daneben benehmen. Vielleicht nennt man es ungetrübten Optimismus, vielleicht Gutmütigkeit, vielleicht aber auch manchmal Naivität.

Sich vertrauensvoll ins Leben werfen

Mit diesem positiven Vorausblick macht es natürlich Spaß, neue Dinge anzugehen. Ich stürze mich sozusagen verliebt ins Leben, ungeachtet der Dinge, die da vermeintlich bis tatsächlich daneben gehen könnten. Das ist eine beruhigende Gabe, wie ich oft merke. Irgendetwas in mir scheint regelrecht unberührt zu sein von den Erschütterungen, die tagtäglich unserer Weltenseele widerfahren.

Gleichsam beobachte ich, wie leicht ich mich dadurch hingezogen fühle zu der vielsam gepriesenen Maxime vom Loslassen und Vertrauen. Die spirituelle Branche boomt derzeit mit dem Heilsversprechen eines liebenden Universums, welchem wir uns nur genügend hingeben müssen, um ein Leben in Hülle & Fülle zu führen. Sätze wie "Lass los und du hast beide Hände frei" markieren den Weg des angestrebten Zustandes von der All-Einheit und einer universellen Liebe, die mir begegnet, sobald ich mich ganz ins Vertrauen begebe.


Vom Aufwachen als Weg des Vertrauens


Diesen Weg bin ich bereits oft gegangen und durfte dabei regelmäßig erfahren, wie heilsam es ist, sich der Fügung des Lebens ganz zu überlassen. Vor allem in Momenten, in denen mir bewusst wird, wie eng und kontrolliert ich unterwegs bin. Diese Augenblicke wertschätzend-prüfend in den Blick zu nehmen, lässt mich ein ums andere Mal erkennen, wie sehr ich mir damit mein Bedürfnis nach Sicherheit erfülle. Eine Sicherheit, die, wie ich bereits erfahren habe, letzten Endes eine Illusion des Geistes ist.


Die meisten von uns werden dies erst kurz vor dem Ende erfahren: dass wir schon immer sicher waren, dass uns nie wirklich etwas anhaben konnte. Dies als Wahrheit zu erfassen ohne dabei in Zynismus abzudriften setzt jedoch voraus, dass wir einen bestimmten Weg der Entwicklung einschlagen. Er trägt die Bezeichnung Aufwachen und meint das Gewahrwerden einer Kraft im Universum, die größer ist als man selbst. Manche nennen sie Gott, andere Liebe, Brahman oder schlicht Geist. In Berührung mit dieser Kraft zu kommen kann einen schnell von materiellen Sorgen und Nöten befreien. Ausgestattet mit der Erfahrung des All-Einssein gibt es im Grunde nichts zu tun, denn alles, was ist, ist gut. Ein Spiel gleichsam, dessen Teil wir unabdinglich sind. Fast schon ein tröstlicher Zustand, denn hier begreife ich: alles hat Sinn. Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Mich daran anzudocken lädt meine Akkus jedesmal bis zum Anschlag mit Vertrauen auf.

Der Weg des Aufwachens

Nur übersehe ich dabei manchmal eine wesentliche Tatsache: Aufwachen ist ein Weg, der uns wegführt von der grobstofflichen Ebene, auf welcher wir unsere Steuererklärungen machen, uns lieben wie streiten oder den Pflanzen Wasser geben müssen, damit sie nicht verdursten. Mich zu sehr im universellen Vertrauen zu befinden, lässt mich leicht das menschlich, allzu Menschliche aus dem Blick verlieren. Und mich selbst.


An diesem Punkt befand ich mich kürzlich, als ich bemerkte: selbst die größte Anstrengung zu vertrauen löste nicht die Dauerspirale in meinem Kopf. Zweifel, Sorgen, Ängste und Fragen hatten sich seit Wochen zu einem fetten Knäuel geformt, welches unaufhörlich an meine Gehirnwände schlug. Grübeln wie innere Unruhe wurden mir zu Dauerbegleitern. Vertrauen hin oder her, die inneren Gespräche hatten sich verselbstständigt und nagten an mir.


Was nun half war ein frischer Blick auf die Liste menschlicher Bedürfnisse, die Mittelpunkt der Gewaltfreien Kommunikation sind. Ab und an zücke ich diese hervor und schaue mir an, wie es gerade um mich und meine Bedürfnisse bestellt ist. Sind meine Gläser voll, halbvoll oder eher leer? Wo habe ich folglich blinde Flecke? So auch dieses Mal.


Vom Glück der ewig kreisenden Gedanken


Häufig kann uns diese beschriebene negative Gedankenspirale ein guter Signalgeber sein. Im Prinzip kreisen unsere Gedanken und Sorgen so lange, bis wir uns aufmachen, dahinter zu schauen und zu erkennen, was uns im Leben gerade fehlt. Welches meiner Gläser an Bedürfnissen ist aktuell leer, ohne dass ich es bisher bemerkt habe?

Ein schonungsloser Blick half zu erkennen: das Vertrauen hatte mich auf eine falsche Fährte geschickt. Es hatte mich in dem Glauben sein lassen, ich müsse nur doll genug an ihm festhalten und die Dinge würden sich schon fügen. Ein bisschen wie im Märchen... oder eben zu sehr im Aufwachen!

Stattdessen wurde klar: um wieder Frieden und Balance in mein Leben zu bringen, braucht es vor allem ein klärendes, wichtiges Gespräch. Passivität war out, ein aktives Voranschreiten war vielmehr angesagt! Schon kurz nach dieser Erkenntnis fühlte ich mich tonnenweise leichter. Nachdem ich meine Erkenntnis in die Tat umgesetzt hatte, löste sich der Gedankenstrudel in meinem Kopf vollends auf. Es war wieder leicht geworden.


Möglich wurde dies durch ein Erkennen: weit oberhalb unserer menschlichen Bedürfnisse und Alltagssorgen scheinen die Dinge in Ordnung wie sie sind. Wie ein Helikopter, der auf Grund seiner kilometerweiten Entfernung nicht bemerkt, dass unter ihm gerade ein Nachbarschaftsstreit vom Zaun gebrochen wird. Nur: wir alle befinden uns nah am Erdboden. Ganz nah. Hier spielen menschliche Bedürfnisse, Sehnsüchte, Ziele und Wünsche eine wesentliche Rolle. Ohne sie wären wir schlicht nicht Mensch. Also beamen wir uns wieder auf die Erde und versuchen beides: vertrauen UND zur Tat schreiten.

Für Dich zur Selbstreflektion - eine Liste unserer menschlichen Bedürfnisse:


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